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Gemeinschaft im Urlaub üben

Gemeinschaft schenkt Halt und Freude, ist manchmal aber auch herausfordernd. Wie lässt sich Gemeinschaft üben und gestalten in einer Zeit, in der viele von Individualisierung und Vereinzelung sprechen...

Gemeinschaft üben – was wir von Urlauben lernen können

In meinen Urlaubszeiten habe ich immer wieder erlebt, wie intensiv und überraschend leicht Gemeinschaft entstehen kann – gerade dann, wenn der Alltag einmal Pause hat.

Ein Beispiel dafür ist unser Urlaub in Oberaudorf, der inzwischen zu einer kleinen Tradition geworden ist. Was als spontane Idee mit einem befreundeten Paar begann, ist inzwischen unser drittes gemeinsames Jahr in den Bergen. Mich fasziniert dabei, wie einfach und unangestrengt Gemeinschaft entstehen kann: Jeder bringt seine eigenen Rhythmen und Bedürfnisse mit, und trotzdem finden wir mühelos zueinander – bei Wanderungen, Gesprächen im Café oder beim Besuch eines Gottesdienstes.

Natürlich gibt es auch Reibungspunkte. Ich musste lernen, meine eigenen Grenzen klarer zu zeigen – etwa, wenn ich einen Ruhetag brauche. Doch gerade darin liegt ein Schatz: Ehrlich sagen zu dürfen, was mir wichtig ist, schafft Vertrauen und Tiefe. Und genau das lässt sich auf andere Lebensbereiche übertragen – in unsere Familien, Teams oder Gemeinden.

Was ich aus diesem Gemeinschaftsurlaub lernen konnte:

• Teilen und Rücksichtnahme: Bedürfnisse klar äußern und die der anderen achten.

• Entschleunigung: Begegnungen nicht durchplanen, sondern genießen.

• Vielfalt annehmen: Unterschiede machen das Miteinander bunt und bereichernd.

• Rituale entwickeln: Kleine Gewohnheiten schaffen Verbindlichkeit.

• Tiefe erleben: Für Gespräche Raum geben, die im Alltag oft keinen Platz haben.

Für mich ist solch ein Urlaub wie ein kleines Labor: Gemeinschaft wird ausprobiert, eingeübt, manchmal korrigiert – und gerade dadurch tragfähig. Das ist ein aktuelles Thema, nicht nur für Kirchen und Vereine, sondern auch für uns persönlich: Wie gestalten wir Orte, an denen wir miteinander wachsen können?

Eine Idee für die nächste Woche: Plant bewusst einen kleinen Moment gemeinsamer Zeit – sei es ein Spaziergang, ein Kaffee mit einer Freundin oder ein gemeinsames Gebet. Achtet dabei bewusst darauf, wie sich die Gemeinschaft anfühlt: Welche Bedürfnisse zeigen sich? Wie gelingt es, Raum für die anderen zu lassen? Notiert eure Beobachtungen – und entdeckt, wie leicht und bereichernd Gemeinschaft geübt werden kann.

Katharina Rach, Ludwigsburg (Fachstelle Gemeinschaft)