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Impulstag brachte jede Menge Nachdenkenswertes

Beim Impulstag Mitte Oktober in Bremen erlebten hundert Teilnehmende hochkarätige Vorträge, vertiefende Workshops und jede Menge Gemeinschaft...

Vor Kurzem fand in Bremen der erste „Impulstag Gemeinschaft” statt. Nach der Veranstaltung kamen viele auf das Organisationsteam zu und drückten ihre Begeisterung und Freude über diesen Tag aus. Wir spürten, dass der Tag von Gebet getragen war, und sind sehr dankbar für alle, die mitgebetet haben. Insgesamt nahmen ca. 120 Personen, inklusive Mitarbeiter, an dem Tag teil. Zu Beginn gab es drei sehr tiefgehende und wertvolle Impulsvorträge von Ulrich Eggers, Monika Junker und Konstantin Mascher. Wir haben die Vorträge zum Nachhören aufgenommen. Ihr findet sie auf dem YouTube-Kanal der Fachstelle Gemeinschaft. Es lohnt sich auf jeden Fall, diese anzuhören! Daneben gab es noch Seminare zu Themen wie „Gründe ich eine Gemeinschaft?“, „Wie werde ich gemeinschaftsfähig?“, „Gemeinschaft light“ usw. Natürlich gab es auch genügend Zeit, um Gemeinschaft zu leben und sich kennenzulernen. Zwei von Sabine Ivans gespielte Theaterszenen brachten uns zum Lachen und hielten uns gleichzeitig den Spiegel vor. Viele entdeckten dabei die eigenen Bedenken, Ängste und Ausreden in Bezug auf die eigene Gemeinschaftssuche wieder. Damit der Tag nachhaltig wirkt und Menschen sich zusammenfinden können, gab es abschließend noch Connectgruppen zu verschiedenen Anliegen, wie Wohngemeinschaft, verbindliche Zelle, regionale Treffen usw. Unser Anliegen war es, Menschen zu motivieren, Gemeinschaft zu suchen und erste Schritte zu tun. Durch einen „göttlichen Zufall” erfuhren wir von einigen Leuten aus Hannover, die sich bereits auf der Zugfahrt nach Bremen kennengelernt und ihre Adressen ausgetauscht hatten. Ziel erreicht.

Einsamkeit ist Killer Nr. 1

Monika Junker von Solo&Co sorgte für Aufmerksamkeit mit ihrer Aussage „Einsamkeit ist Killer Nr. 1“ und belegte dies mit Forschungsergebnissen des Neurowissenschaftlers Prof. Dr. Manfred Spitzer. „Hirnscans haben ergeben, dass Schmerzen im Gehirn am selben Ort empfunden werden wie Einsamkeit.“ Spitzer schildere in Studien zum Einfluss verschiedener Faktoren wie Luftverschmutzung, Rauchen, Alkohol, Übergewicht, Bluthochdruck usw., dass Einsamkeit der höchste Risikofaktor bei der Sterbewahrscheinlichkeit sei! Deutlich wird dies z.B. durch den Roseto-Effekt. In diesem Dorf in den USA wohnten in den 1950er Jahren überwiegend Menschen mit italienischen Wurzeln, die sehr viel gemeinschaftliches Leben praktizierten, was sich deutlich in deren guter Gesundheit spiegelte. Als dann der amerikanische Lebensstil mit Karriere und Besitz Einzug hielt, seien die Bewohner deutlich kränker geworden. Gemeinschaft könne aber auch die negativen Effekte von Einsamkeit verstärken, wenn ich mich in einer Gruppe nicht wahrgenommen fühle. „Statt Vereinzelung, Vereinsamung, Individualisierung und Ichbezogenheit haben wir für Menschen ein anderes Angebot: Durch unsere Gemeinschaft können Menschen zu Gott finden und Einsamkeit überwinden. Lasst uns heute beginnen, von uns wegzusehen und den anderen in den Blick zu nehmen.“ In Studien heißt es: Einsamkeit wird schon reduziert durch ein freundliches Wort, durch einen Gruß beim Einkaufen, durch eine ehrliche Nachfrage und Zuhören.

Der geistliche Wert von Gemeinschaft

Uli Eggers, Mitgründer der Weggemeinschaft Dünenhof, widmete sich dem geistlichen Wert von Gemeinschaft. „Für mich ein ikonischer Satz lautet: Keiner von uns wäre als Person so weit, wie er heute ist, ohne die Gemeinschaft. Und das gilt geistlich wie menschlich.“ Aber gemeinschaftliches Leben sollte nicht idealisiert werden. „Viele sehen nur die glänzende Vorderseite mit den schönen Dingen. Aber was ist mit der dunklen Rückseite auch deiner Persönlichkeit? In Gemeinschaft leben die Leute auch mit meiner Rückseite.“ John Ortberg sagt: Gott ist nicht interessiert an deinem geistlichen Leben - bibellesen, beten, mitarbeiten in der Gemeinde. Er interessiert sich für dich. „Wenn man das kapiert, ist das ein totaler Wandel: Gottes Blick zielt auf mich ganz.“ Gemeinschaft kann helfen, dass mein Glaube sich entwickelt, dass sich meine Vitalität zu Gott hin erhöht. Und deshalb tut da auch alles gut, was einer Freundschaft guttut: Miteinander arbeiten, reden, verreisen, still sein, Leidenschaft und Höhepunkte erleben - alles, was meiner menschlichen Beziehung guttut, ist auch gut für meine Gottesbeziehung.“

Gemeinschaft und Gesellschaft

Konstantin Mascher von der OJC – Offensive Junger Christen – stellt sich dem Aspekt „Gemeinschaft und Gesellschaft“. Was hat Gemeinschaft für eine gesellschaftliche Bedeutung und Relevanz? „Damit wir als Gemeinschaft und als Christen Frucht bringen und wirksam bleiben, müssen wir fragen: Was ist die Not der Zeit? Welche Frage bringt sie uns? Und was will Gott in dieser Zeit mit uns? Es sei daher kein Wunder, dass viele geistliche Gemeinschaften und Kommunitäten in Krisenzeiten entstanden sind. „Unsere Gesellschaft ist also dringend darauf angewiesen, dass es Gemeinschaften gibt. Da ist der neuralgische Punkt, dass wir miteinander einüben, wie Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen, Ideologien und Identitäten ein gemeinsames Leben gestalten können.“ Geistliche Gemeinschaften seien "Anderorte". Hier wird eine andere Kultur gelebt: Entschleunigung in dieser beschleunigten Zeit. Eine Kultur des Zuhörens in unserer Gesellschaft, die verlernt hat, zuzuhören. Hier zählt auch nicht mehr, was einer leistet oder welchen Zweck er vollbringt, sondern es geht um das Einüben des Seins.“ Und so sei die spannende Frage an uns: Lassen wir uns als Gemeinden, als Gemeinschaften von dem Zeitgeist ins Herz treffen? Oder lassen wir uns vom Heiligen Geist ins Herz treffen, der uns die Antwort geben will auf die heutige Not der Zeit im 21. Jahrhundert?

Andrea Schieweck und Walter Lutz

 

Die Vorträge gibt es auf dem Youtube-Kanal der Fachstelle Gemeinschaft