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Wo bin ich eigentlich Zuhause?

Die Aussage "Wo ich meinen Kopf zum Schlafen hinlege, ist mein Zuhause" hat sich Inge neu zur Devise gemacht.

Nach sechs Jahren in einem muslimischen Land in Asien war es alles andere als einfach, wieder in meinem "Passport Country" Fuß zu fassen. Ich hatte zwar gelesen, dass es beim Re-Entry einen Kulturschock gebe, konnte es aber nicht so richtig einordnen, da Deutschland doch meine Heimat ist. Dieses Mal sollte es zwei Jahre dauern, um wieder anzukommen…

Da ich noch ein gültiges Visum hatte, bin ich nach einem Jahr in Deutschland noch einmal für zwei Wochen zurückgeflogen, um einen sauberen Abschluss meiner Zeit dort zu machen. Mich von Freunden und anderen Mitstreitern zu verabschieden, war vor meiner Rückreise aus Zeitgründen leider nicht möglich gewesen.

Zuerst bin ich gewaltig abgestürzt und wusste nicht mehr, wer ich bin. Dort in Asien hatte ich mir einen Freundeskreis unter anderen ausländischen Singles aufgebaut, hatte einheimische Freundinnen, für die ich jemand Besonderes war, habe mich fast nur in Englisch unterhalten und mich recht gut in die Kultur eingelebt. Das bedeutete z.B. im Kontakt zu Männern in der Öffentlichkeit, ihnen nicht in die Augen zu schauen, nicht die Hand zu geben, nicht laut zu lachen, mich zu verschleiern, keine Haut zu zeigen usw.

Bis heute fühle ich mich in Röcken nicht mehr wohl, konnte am Anfang keine Männer mehr umarmen und hatte auch Schwierigkeiten mit dem deutschen Denken, das ich als recht kompliziert und verschlossen empfinde. Sprich einmal jemand in Deutschland auf der Straße an, den du nicht kennst… oh, oh… Wenn ich irgendwo jemand Englisch reden höre, spreche ich die Person meist sofort an und erlebe häufig Offenheit und Freude darüber.

Auch wollte ich ein einfacheres Leben führen als vor meiner Ausreise, da die Menschen dort nicht viel haben, aber glücklich sind mit dem, was sie haben. In Deutschland erlebe ich das als kaum möglich. Hier haben wir vieles doppelt und dreifach, auch wenn wir es gar nicht brauchen...  Im Einkaufszentrum fühlte ich mich nach meiner Rückkehr überfordert: reihenweise volle Regale und viel zu viel Auswahl. Ich war nur noch verwirrt. Und das Autofahren musste ich umstellen von Links- auf Rechtsverkehr.

Was ich mir allerdings auch 17 Jahre seit meiner Rückkehr nach Deutschland erhalten habe, sind Flexibilität und in manchen Bereichen auch mehr Gelassenheit. Mein Resümee: Egal, wie lange jemand im Ausland war, es braucht Zeit und Geduld, um wieder in der Heimat anzukommen und sich zurecht zu finden. Und: "Wo ich meinen Kopf zum Schlafen hinlege, ist mein Zuhause".

Inge Rapp

 

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