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Singlesein - zwischen Schmerz und Fest | Astrid

Wie Astrid die Spannung zwischen diesen Polen versteht ...

In den vergangenen Jahren und gerade auch in den Monaten, als wir ON TOUR waren, war ich immer mal wieder etwas irritiert. Da hörte ich von den einen: „Ach, ihr bei Solo&Co, ihr redet ja das Singlesein nur schön. Ihr tut so, als wäre das alles in Ordnung, aber Singlesein ist Sch...,  und das kommt bei euch gar nicht vor.“ Und von anderen höre ich: „Ach, ihr redet ja nur vom Defizit – als wären Singles Leute, die zu bedauern wären. Ihr seht ja nur das Schlechte.“

Ich habe wirklich gestutzt und habe mir Referate und Predigten noch mal angeschaut, mir unsere Talks von der TOUR und meine Beiträge in Gesprächen in Erinnerung gerufen. Mein Ergebnis?

Wir sind zutiefst der Überzeugung, wie ich es schon 2006 im Buch „Es muss was Anderes geben“ geschrieben habe: „Die Ehe ist eine geniale Idee Gottes“.  Wie kostbar ist es, wenn Paare das erleben und einander in der Ehe beschenken! Als Christen kämpfen wir für Ehe und Familie. Denn als Menschen, als Frauen und Männer, sind wir zutiefst darauf angelegt, mit einem anderen Menschen  eins zu werden und Frucht zu bringen. Deshalb ist Singlesein schwer und lässt manches schmerzlich offen. Darüber reden wir. Das darf nicht tabu sein. Wir brauchen Raum, mit Enttäuschung und Schmerz umzugehen.

Das ist die eine ganze Wahrheit. Zu ihr gehört aber auch die andere ganze Wahrheit.

Mit Jesus wurde auf dieser Welt alles anders. Das ist für uns Christen oft gar nicht mehr nachzu­vollziehen, weil wir es so gewohnt sind. Für die damaligen Juden war es ein Unding, dass ein Rabbi keine Kinder zeugte und so seinen Auftrag „Seid fruchtbar und mehret euch“ nicht erfüllte. Wenn wir die Evangelien lesen, dann müssen wir feststellen: Bei Jesus kommt Familie nicht gut weg (vgl. Mt.12,50; Mt.19,29). Für ihn ist es nicht der Ehestand, nicht die Familie, die ihm Identität und Würde geben, sondern einzig die Verbindung zu seinem Vater im Himmel. Und er ist gekommen, dass Menschen das Leben haben, Leben in Fülle (Johannes 10,10).

Das ist die große Entlastung für alle, die nicht verheiratet sind. Es ist kein Leben zweiter Klasse, nicht gottverlassen, nicht unfruchtbar, sondern voller Verheißungen (vgl. Matthäus 6,33). Darüber reden wir. Denn das muss auch gesagt werden. Wir brauchen Raum, um das Leben, das Jesus uns schenkt, zu feiern. Dieses Leben in Fülle lieben wir.

Da ist der Schmerz und da ist da Fest – und beides ist wahr. Deshalb reden wir das Singlesein schön und wir reden es schlecht.

Wie einzelne ihr Singledasein erleben, das hat ganz viel mit der eigenen Lebensgeschichte zu tun, mit Vorbildern und Gemeindeprägung. Eines gilt jedoch immer, sowohl für die, die voller Freude Single sind und sich nichts anderes wünschen als auch für die, für die es der größte Schmerz ihres Lebens ist, und für alle, die dazwischen sind und es mal so und mal anders erleben: Es ist nicht gut, allein zu sein (1. Mose 2,18a). Wir brauchen einen Ort der Zugehörigkeit, Menschen, durch die wir Zuwendung und Korrektur erfahren, damit wir wachsen und reifen. Wir brauchen Menschen, mit denen wir das Leben teilen können und die uns auch im Sterben nicht allein lassen.