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Eine Idee zieht Kreise

Claudia, unsere Fachfrau für die Regionen, ist die Erfinderin von Open House. Wie es dazu kam und was dahintersteckt, verrät sie hier.

Immer wieder mal werde ich gefragt, wie ich damals auf die verrückte Idee des „Open House" gekommen sei. Das will ich hier gerne in Kurzfassung erzählen.

Zuerst hatte das einen persönlichen Aspekt: Ich habe schon immer von einer Familie und einem offenen Haus mit viel Begegnungsmöglichkeit geträumt. Aber warum sollte sowas nicht auch in irgendeiner Form als Single möglich sein? Als ich nach zahlreichen improvisierten Unterkünften endlich mal mehr Wohnraum zur Verfügung hatte, schien die Zeit für dieses Experiment gekommen.

Als gelernte Gemeindepädagogin machte ich mir natürlich so meine Gedanken über die christliche Szene. Und ich glaubte und glaube zu sehen, dass genau hier ein Defizit liegt und schon ein kleiner Trend absehbar ist: Die Kirche der Zukunft wird wahrscheinlich immer mehr aus gelebtem, praktischem Miteinander bestehen, statt nur aus Veranstaltungen.

So startete also im Herbst 2012 das Experiment "Open House – WG für einen Tag", das seitdem fast monatlich über hundert Mal stattgefunden hat. Per Rundmail werden Mitbewohner (nicht Gäste!) eingeladen, die sich weder anmelden noch zwingend etwas mitbringen müssen, um miteinander Zeit, Leben und Alltag zu teilen.

Open House – gerade an Feiertagen

Sehr vielen Menschen ist es aus unterschiedlichen Gründen nicht vergönnt, Teil einer Familie zu sein. Gerade an Festtagen wird das oft schmerzlich bewusst. Also haben sich Katharina Bardenhewer, drei Helferinnen sowie Unterstützer aus der Apostelkirchengemeinde Kiel das für Weihnachten zu Herzen genommen und einen Ort geschaffen, an dem Menschen für ein paar Stunden gemeinsam das „Fest der Liebe“ feiern konnten.

Es war ein „Open House": Niemand musste sich an- noch abmelden und konnte nach Belieben kommen und gehen. Den ganzen Nachmittag und Abend lang kamen und gingen Menschen.

Katha erzählt: „Wir haben am ersten Weihnachtstag im Gemeindehaus eine lange Tafel festlich gedeckt, den Raum mit Kerzen, Lichterketten und Co geschmückt und dann ausgiebig gemeinsam Kaffee & Tee getrunken, Weihnachtsgebäck genossen und dabei all die Worte gesprochen, die sonst allein in der Wohnung ungesagt geblieben wären. Mit dabei waren Christen und Nichtchristen, Alte und Junge, Männer und Frauen – die auf unterschiedlichsten Wegen von uns gehört hatten.

Danach haben wir ausgiebig musiziert, Weihnachtslieder gesungen, die Weihnachtsgeschichte und eine kurze Andacht gehört. Es wurde gemeinsam ein großes Raclette-Essen aufgebaut. Wir haben geschlemmt und bis weit in den Abend hinein geplaudert.

Was mich besonders berührt hat: Mehrere Teilnehmer hatten über dritte von der Veranstaltung gehört und haben den Mut aufgebracht, an Weihnachten in eine ihnen komplett fremde Situation zu kommen und der Einsamkeit zu entfliehen. Ich bin so dankbar für jede Person, die sich bei uns wohlgefühlt hat. Dafür hat sich der Aufwand gelohnt. Gott war ganz deutlich mit von der Partie. Ohne den Impuls und die Initiative von „oben" hätte ich das Ganze nicht gemacht.“